Der Youtuber buildzoid hat auf seinem Kanal Actually Hardcore Overclocking eine defekte Grafikkarte eines Twitter-Followers untersucht, die angeblich dem neuen Amazon MMO New World zum Opfer gefallen war. Nach wenigen Stunden mit der Grafikkarte konnte der erfahrene Hardware-Guru bereits das Problem diagnostizieren und sie tatsächlich ins Leben zurückholen!
Bereits während der Beta Phasen von Amazons neuem MMO New World gab es diverse Berichte in Foren und sozialen Netzwerken, dass dem Spiel vermehrt die Pixelbeschleuniger zum Opfer fallen. Hauptsächlich beschränkte sich das Phänomen auf high-end Nvidia Ampere Karten wie RTX 3080 und RTX 3090 Modelle, wobei es auch vereinzelt Meldungen anderer Modelle, auch mit AMD GPUs gab.
Zunächst wurde als alleinige Ursache ein Qualitätsproblem bei Grafikkarten des Herstellers EVGA vermutet, wie auch bereits bei uns zu lesen war. Ein fehlerhafter Chip zur Lüftersteuerung war hier zunächst der Hauptkandidat. Später wurde dies aber von EVGA dementiert und stattdessen eine fehlerhafte Lötstelle eines Mosfets der Spannungsversorgung als Ursache bezeichnet, für die der Hersteller auch zeitnah Austausch-Hardware an betroffene Nutzer sendete.
Please read this message regarding recent concerns with graphics cards hardware. pic.twitter.com/L1gNeBBPQS
— New World (@playnewworld) July 21, 2021
Amazon hatte zugleich den Zusammenhang zwischen sterbenden Grafikkarten und ihrem neuen MMO gänzlich dementiert, versichert das Spiel sei „safe to play“, aber dennoch ein FPS Limit im Menü als zusätzliche Absicherung implementiert. Wir hatten bereits damals vermutet, dass es noch eine zweite Ursache für das spontane Silizium-Ableben im Bereich der Stromversorgung geben könnte, und die Reaktion Amazons in Frage gestellt. Die Beta war vorbei, das Problem wurde nicht genauer untersucht und geriet in Vergessenheit.
Wenige Wochen später folgte nun der offizielle Launch des Spiels und prompt auch neue Meldungen toter RTX 3080 und RTX 3090 Grafikkarten, nicht nur von EVGA. Ein betroffenes RTX 3090 Vision OC Modell des Herstellers Gigabyte konnte sich der Youtuber buildzoid von einem seiner Twitter Follower ausleihen, um als einer von wenigen tatsächlich auf die Suche nach der Ursache des Silizium-Sterbens zu gehen.
Im ersten Video analysiert er die PCB und kann mit einem Multimeter bereits erste defekte Komponenten bzw. Baugruppen identifizieren. So hatte eine der Sicherungen der 12V Anschlüsse ausgelöst, aber auch mehre Phasen der GPU-Spannungsversorgung haben eine verdächtig niedrigen Erdungs-Widerstand, was auf den Defekt einer Power Stage hindeutet.
Wenig später gab es bereits ein Update-Video, in dem die Grafikkarte tatsächlich schon wieder ins Leben gerufen werden konnte. Hierfür musste lediglich die ausgelöste Sicherung und eine defekte Power Stage entfernt werden und schon kann die Karte wieder in Betrieb genommen werden. Eine vollständige Reparatur ist dies war nicht, aber zumindest startet das System, die Karte wird vom Nvidia-Treiber vollständig erkannt und kann sogar den GPU-Z Rendertest ausführen.
Was nun definitiv die Ursache für die ausgefallene Power Stage ist, konnte buildzoid bisher nicht feststellen. Mögliche Theorien sind aber zum einen ein Qualitätsproblem bei den weitreichend eingesetzten Smart Power Stage Komponenten von OnSemi oder zum anderen ein möglicher Design-Fehler der VRM-Konfiguration im Zusammenhang mit dem Stromspiegel und parallel verbauten Power Stages in einer Phase. In beiden Fällen wäre eine Reparatur wohl keine nachhaltige Lösung und es wäre mit einem erneuten Ausfall der Karte bei New World oder ähnlich anspruchsvollen Spielen zu rechnen.
Wir sind gespannt, welche neuen Erkenntnisse es noch geben wird, und dankbar, dass sich endlich jemand tiefgehend mit dem Problem auseinandersetzt und mit einer Autopsie am Silizum-Leichnam der wirklichen technischen Fehlerursache auf den Grund geht. Und auch wenn das Phänomen erst verstärkt durch New World hervorgerufen wurde, sollte eine Applikation, die lediglich dokumentierte DirectX API-Kommandos durch den Treiber absetzt, niemals einen Hardware-Ausfall auslösen können. Amazon ist hier also neutral betrachtet in Schutz zu nehmen.
Die Hersteller der Grafikkarten oder Nvidia haben sich bisher noch gar nicht zu dem Problem geäußert, von einer transparenten Aufarbeitung ganz zu schweigen. Die tatsächliche Ursache und Lösung bleibt also weiter unklar und das Massensterben von Hardware mit jeweiligem Straßenwert von mehreren Tausend Euro in Zeiten einer beispiellosen Chipknappheit erst einmal weitergehen. Zudem sollte erwähnt sein, dass eine einzelne Grafikkarten natürlich nicht zwingend repräsentativ für alle New World-Opfer ist. Den GPU-Herstellen hingegen stünden weitaus höhere Stückzahlen Testobjekten zur Verfügung, um die Ursache zweifelsfrei festzustellen.
21 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Veteran
Urgestein
Veteran
Mitglied
Mitglied
Veteran
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Veteran
Mitglied
Mitglied
Urgestein
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →