Beim Laden der XMP-Profile sollte man auf beiden Plattformen aufpassen. Denn auf der Intel-Plattform verwenden die meisten Mainboards mit Rocket Lake-S CPU nur die Multiplikatoren basierend auf dem 133 MHz Referenz-Takt und zusammen mit dem Gear 2 kommt man einfach nicht auf die DDR4-4400 im XMP-Profil. Asus auf dem Maximus XIII Apex versucht dem entgegen zu wirken, indem die BCLK auf 103,2 MHz angehoben wird, was vielleicht gut gemeint ist, aber damit auch die CPU indirekt übertaktet und instabil werden lässt.
Nein, Asus, das ist nicht nur „slightly adjusted“ und übertaktet die CPU von 5,1 auf 5,26 GHz im Boost. Möchte man tatsächlich DDR4-4400 auf Rocket Lake erreichen, ist es viel praktikabler den 100 MHz Referenz-Takt zu verwenden und dafür etwas mehr System Agent Spannung hinzuzugeben, damit der Speichercontroller stabil läuft. So konnte ich das XMP-Profil mit 1,4 V SA und 1,45 V IO Mem auch auf Rocket Lake relativ problemlos stabil zum Laufen bekommen.
Und auch der AMD Plattform ist die Kompatibilität nicht optimal. Der 1:2 Modus ist bekanntlich besonders suboptimal und die ungerade CAS Latenz ist doppelt ungut, denn die wird mit dem nativen Geardown-Modus von 19 zu 20 aufgerundet. Die Folge ist noch etwas mehr Zugriffslatenz und weniger Performance, aber stabil ist das XMP-Profil immerhin hier bei Team Rot ohne weitere Eingriffe.
Das ungünstige XMP-Verhalten auf beiden Plattformen ist nun nicht wirklich die Schuld von Crucial oder Intel bzw. AMD, sondern wohl eher eine ungünstige Verkettung von Umständen. Die Folge ist aber, dass man als Käufer schon etwas Ahnung von RAM-Tuning und OC haben sollte, um unschöne Wechselwirkungen zu vermeiden, besonders bei Intel Rocket Lake.
Übertaktungen Intel und AMD
Wenn wir nun aber etwas Zeit für manuelles Tuning investieren, beginnt das Kit seine wahres Leistungspotential zu zeigen. Bedingt durch die RevB ICs lassen sich die Module ähnlich gut takten wie Hynix DJR-basierte, aber bei noch etwas engeren Timings und damit niedrigeren Latenzen. Und auch 1,6 V Spannung werden von den DIMMs anstandslos toleriert, wobei die Kühlkörper die zusätzliche Wärme problemlos abtransportieren.
Letztendlich ist die maximale stabile Übertaktung auf der Intel Rocket Lake Plattform mit dem Asus Maximus XIII Apex sagenhafte DDR4-5066 18-23-23-42, und das wohlgemerkt mit 32 GB Gesamtkapazität. Wie so oft spielen Silizium Lotterie bei der Qualität des Speichercontrollers der CPU und Kompatibilität mit dem Mainboard-BIOS auch eine tragende Rolle. 1,475 V System Agent und 1,55 V VCCIO Memory bzw. VCCIO 2 muss ich der CPU hier für vollständige Stabilität füttern, was definitiv am oberen Ende des täglich zumutbaren liegt.
Und wie den meisten schon aufgefallen sein dürfte, kann ich auf dem Maximus XIII Apex mit BIOS 1007 tREFI, tRFC, tWTR_L und _S bzw. tWRRD_sg und _dg nicht manuell setzen ohne in jedem Fall den OC zu destabilisieren. Auf Boards anderer Hersteller lässt sich das Problem bisher nicht reproduzieren. Die Ursache hierfür scheint also nicht am RAM, sondern an Board bzw. BIOS zu liegen. Dennoch werden alle Tests aufgrund besserer Vergleichbarkeit auf dem Asus Mainboard durchgeführt, eben mit entsprechenden Performance-Nachteil, was man im Hinterkopf behalten sollte. Die restlichen Timings wurden alle manuell optimiert, siehe Screenshot oben.
Auch auf der AMD Plattform mit unserem B550 Aorus Pro V2 lässt sich das Arbeitsspeicher-Kit problemlos übertakten, wenn auch nur auf DDR4-4800 aufgrund der 4-Slot Topologie des Boards. Die Timings sind bei 20-21-21-41 aber ebenfalls deutlich geringer und auch bei der Spannung braucht es hier nur 1,5 V auf dem RAM, 1,15 V für SOC, 1,0 bzw 1,1 V für VDDG CCD respektive VDDG IOD.
Die wohl interessantere Variante für AMD-Nutzer dürfte aber die 1:1 Konfiguration sein, mit DDR4-3800 limitiert durch das Infinity Fabric unserer 5950X Test-CPU. Timings 16-17-17-34 können hier eingestellt werden, mit identischen Spannungen wie bei der vorherigen Config, das sind nun wirklich Werte, die man fast nur von Samsungs B-Die erwarten würde.
Übrigens gibt es auf der AMD Plattform und auf diesem Board auch keine Probleme mit tRFC oder tWTR Timings – tREFI ist ja ohnehin fix – und die Kompatibiltiät mit der CPU wirkt hier insgesamt etwas verlässlicher. Hier konnten also alle Timings wirklich bis ans Limit der Module optimiert werden.
Intel’s Rocket Lake ist ja bekanntlich ein Halbschritt zu Alder Lake und als erste CPU mit einer Übersetzung im IMC Neuland für Team Blau. Aber auch im heutigen Test haben wir gesehen, dass die Plattform noch einige Probleme im Gear 2 hat, wobei die Mainboard Hersteller scheinbar mit den Patches für den Microcode alleine gelassen werden. Entsprechend unterschiedlich ist dann eben auch das Verhalten zwischen Boards oder in machen Fällen sogar zwischen Reboots, wie wir es im letzten Test mit den DJR-basierten Kit von G.Skill gesehen hatten.
Hier kann man nur hoffen, dass Intel die diversen Ungereimtheiten a la Early Access für die kommende Alder Lake Plattform beseitigen kann und es nicht wieder nachgelieferte Day-One Microcode Patches braucht. Denn wie es scheint wird DDR4 auch hier erstmal noch relevant bleiben und high-end Kits, wie das aus dem heutigen Test, müssen eben auch von der CPU verlässlich betrieben werden können. AMD macht hier bisweilen einen deutlich besseren Job.
- 1 - Verpackung und erste Eindrücke
- 2 - Dimensionen und Beleuchtung
- 3 - SPD und Heatsink-Performance
- 4 - Teardown und PCB-Vergleich (vs. RevE)
- 5 - Testsysteme und Methodik
- 6 - XMP-Verhalten und Overclocking
- 7 - Synthetische Benchmarks – AIDA64 und Geekbench 3
- 8 - Gaming – Cyberpunk 2077 in UHD, QHD, FHD
- 9 - Abschließende Gedanken und Fazit
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