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Roundup mit 5 Phasenwechsel-Pads im Test: Honeywell PTM7950, PTM7950SP vs. OEM PCM5000, PCM8500 und Thermalright Heilos

Messung nach ASTM D 5470-17

Alle heute getesteten Pasten wurden unter identischen Laborbedingungen getestet. Ich ermittle die vergleichenden Testdaten einheitlich und standardisiert, wobei alle störenden Faktoren (wie z.B. Die-Verzerrungen oder nicht-koplanare Kontaktflächen) ausgeschlossen werden können. ASTM D 5470-17 ist für mich die primäre Testmethode zur Bestimmung von thermischer Leitfähigkeit und thermischem Widerstand, wobei ich ausschließlich ASTM D 5470-17 und nicht die komplementären elektrischen Methoden nach JESD 51-14 nutze. Die Werte im Datenblatt eines TIM-Anbieters sollten unter Verwendung von ASTM D 5470-17 entwickelt werden, um vergleichbare Werte zu erzeugen, die unter folgenden Bedingungen zu ermitteln sind:

• Kontrollierte Oberflächenbedingungen
• Unidirektionale Wärmeflussbedingungen
• Parallele Kontaktflächen
• Präzise bekannte Klemmkräfte

Und genau da kommt mein TIMA5 zum Einsatz. Es handelt sich dabei um ein recht kompaktes All-in-One Tischgerät, das den Messaufbau und den benötigten PC in einem Gerät vereint. Es ist also ein autarker und vor allem auch automatisierter Messaufbau, den ich auch parallel zu anderen Aufgaben im Hintergrund laufen lassen kann. Die Speicherung aller Daten erfolgt über das Netzwerk direkt auf das NAS, sicher ist sicher. Das Gerät ist kalibriert und hat die ersten Plausibilitätstest auch bereits bestanden. Ich messe die Pasten bei 60 Grad gemittelter Pastentemperatur.

Da dies für Außenstehende alles etwas komplex wirkt, habe ich die einzelnen Baugruppen gegen das Funktionsdiagramm gestellt, damit man weiß, wo und wie die bereits erklärten Messungen erfolgen. Was da im Hintergrund abläuft und wie das Ganze funktioniert, das habe ich bereits im verlinkten Grundlagenartikel im Detail erläutert. Das muss ich nicht noch einmal alles wiederholen.

Ich verdeutliche das noch einmal im bereits bekannten Schema, damit man sich damit den Sinn dieser zu ermittelnden Werte besser vor Augen halten kann. Wir sehen, dass der effektive Wärmewiderstand sowohl das Material als auch die beiden Kontaktflächen betrifft. Ja, es gibt sehr aufwändige Verfahren bis hin zu gepulsten Lasern, die auch den reinen Bulkwert sehr genau evaluieren können, nur haben wir ja in der Praxis IMMER Kontaktflächen. Ich nutze für die Messungen Referenzkörper mit einer genormten (niedrigen) Rauheit, so dass man von diesen auch auf die Praxis schließen kann. Am Ende habe ich dann zwei Werte, die effektive Wärmeleitfähigkeit und einen über alle Messpunkte der unterschiedlichen Schichtdicken BLT gemittelten Wert unter Abzug des hochgerechneten Kontaktwiderstandes.

Die externe Kühlung übernimmt dabei ein Labor-Chiller von IKA, der die Wassertemperatur fast auf die Nachkommastelle genau halten kann und der nicht nur kühlen, sondern notfalls auch nachheizen kann, damit stets die benötigten 20 °C Wassertemperaturen gehalten werden können. Die Verschlauchung erfolgte über Festo-Kupplungen und speziellen Schlauch.

Testequipment für die Materialtests, Genauigkeit und Testvorbereitung

Die Materialprüfung und Vermessung der Pasten und Pads übernimmt mein Keyence VHX 7000 samt EA-300. Damit sind sowohl exakte Messungen als auch recht genaue Massenermittlungen der chemischen Elemente möglich. Doch wie funktioniert das eigentlich? Die von mir für den Artikel genutzte Laser-induzierte Breakdown-Spektroskopie (LIBS) ist eine Art Atomemissions-Spektroskopie, bei der ein gepulster Laser auf eine Probe gerichtet wird, um einen kleinen Teil davon zu verdampfen und so ein Plasma zu erzeugen.

Die emittierte Strahlung aus diesem Plasma wird dann analysiert, um die Elementzusammensetzung der Probe zu bestimmen. LIBS hat viele Vorteile gegenüber anderen analytischen Techniken. Da nur eine winzige Menge der Probe für die Analyse benötigt wird, ist der Schaden an der Probe minimal. Diese noch recht neue Laser-Technik erfordert im Allgemeinen keine spezielle Vorbereitung der Proben für die Materialanalyse. Sogar Feststoffe, Flüssigkeiten und Gase können direkt analysiert werden.

LIBS kann mehrere Elemente gleichzeitig in einer Probe detektieren und kann für eine Vielzahl von Proben verwendet werden, einschließlich biologischer, metallischer, mineralischer und anderer Materialien. Und man erhält eine wirkliche Echtzeit-Analyse, was enorm Zeit spart. Da LIBS im Allgemeinen keine Verbrauchsmaterialien oder gefährlichen Reagenzien benötigt, ist es auch eine relativ sichere Technik, die zudem kein Vakuum wie beim REM + EDX benötigt. Wie bei jeder Analysetechnik gibt es auch bei LIBS natürlich gewisse Einschränkungen und Herausforderungen, aber in vielen meiner Anwendungen, insbesondere wenn Geschwindigkeit, Vielseitigkeit und minimalinvasive Probenentnahme von Vorteil sind, bietet es deutliche Vorteile.

Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass die Ergebnisse der Anteile in den Übersichten und Tabellen absichtlich auf volle Prozent (wt%, also Gewichtsprozent) gerundet wurden, da es oft genug vorkommt, dass sogar innerhalb des vermutlich gleichen Materials Produktionsschwankungen vorkommen können. Untersuchungen im Promillebereich sind zwar nett, aber heute nicht zielführend, wenn es um eine sichere Auswertung und nicht um Spurenelemente geht. Allerdings beginnt jeder Tag im Labor mit der gleichen Prozedur, denn wenn ich anfange, arbeite ich zuvor eine Checkliste ab, die ich mir erstellt habe. Das dauert jedes Mal bis zu 30 Minuten, wobei ich ja eh auf das Erwärmen des Lasers und die richtige Raumtemperatur warten muss.

  • Mechanische Kalibrierung des X/Y Tisches und der Kameraausrichtung (z.B. fürs Stitchen)
  • Weißabgleich der Kamera für alle genutzten Beleuchtungskörper
  • Ausrichtung von LIBS-Optik und Normalobjektiv prüfen, Ausrichtung des Lasers zur eigenen Optik kalibrieren (x300)
  • Standard-Samples der zu messenden Materialien probetesten und ggf. Kurve korrigieren (siehe Bild oben)

Damit will ich es mit der Theorie auch bewenden lassen, denn wir warten ja auf die Messungen.

Kommentar

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pinkymee

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88 Kommentare 87 Likes

Danke für die echt spannenden Tests. Erschreckend, was für Blender auf dem Markt für teuer Geld verkauft werden. Gut dass es Dich (Igor) gibt, der nun endlich Klarheit und Transparenz in diesen Teil des Marktes bringt :) (und das vermutlich sehr zum Leidwesen der Anbieter ;) )

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letauch

Mitglied

13 Kommentare 15 Likes

Ahoi,

wo bekommt der geneigte Käufer denn nun mit hoher Sicherheit das Original Honeywell PTM7950

Grüße
letauch

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moritzi

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11 Kommentare 3 Likes

Interessante Tests, bin jedes Mal wieder überrascht was es so alles am Markt gibt (und in welchen Qualitäten).
Bis jetzt läuft noch alles gut und kühl, aber beim nächsten Upgrade bzw. wenn die Temperaturen nicht mehr so passen werde ich mich an den Artikel erinnern und so ein Pad verwenden.

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Igor Wallossek

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10,709 Kommentare 20,231 Likes

Es muss nicht Honeywell sein, es gibt auch Alternativen, und zwar im Original :)
Kannst Dich ja auch für einen Test bewerben, da ist gerade ein Thread online

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DigitalBlizzard

Urgestein

2,962 Kommentare 1,780 Likes

Danke für den aufschlussreichen Test @Igor Wallossek , bin völlig Deiner Meinung was die Anwendung betrifft, DirectToDie auf Grafikkarten oder Notebooks können gute Pads eine sinnvolle Alternative darstellen, auf CPUs performen gute Pasten einfach besser.
Und vor "alternativen Einsatzbedingungen" z.B. als Putty Ersatz würde ich klar abraten.
Gute Puttys sind am Ende auf einfach besser und haben einen deutlich besseren Filler Effekt.
Und der Hinweis auf die Hersteller Originale ist auch wichtig, denn Fakes und Nachahmer sind reichlich unterwegs.
Unsere MorpheX sind z.B. immer originale aus gutem Hause ( Dow Corning Gruppe ) und müssen sich gerade im Usertest beweisen. Was sie gerade auf Notebooks und Grafikkarten mit sehr großem Erfolg und teilweise auch für uns überraschenden Ergebnissen tun.
Du hast sie ja auch selbst da und kannst die Unterschiede sicher selbst besser beurteilen.

Aber Fazit ist, Pad kann, da wo es sinnvoll ist eine gute Langzeitlösung sein, ersetzt aber aus meiner Sicht auf CPUs keinesfalls gute Pasten, in den Temperaturtests real haben die guten Pasten die wir alle mit StenciX testen, die Pads fast immer geschlagen. Ausnahmen bestätigen die Regel .

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eastcoast_pete

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1,783 Kommentare 1,115 Likes

Gibt's scheinbar bei dem Internet Store des wohl bekanntesten Youtuber zum Thema PC (Linus) zu erwerben, allerdings zu einem (IMHO) schon sehr stolzem Preis: https://www.lttstore.com/products/ptm7950-phase-change-thermal-pad?_pos=1&_psq=therm&_ss=e&_v=1.0
Der Hauptvorteil, es (wenn's denn sein muss) hier zu kaufen ist, daß es ziemlich sicher das Honeywell PTM 7950 ist. Aber teuer sind die Pads da, und wie!

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ssj3rd

Veteran

234 Kommentare 163 Likes

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¿∞¡

Veteran

160 Kommentare 40 Likes

Schön und gut solche Tests. Sind sie doch eher was für Liebhaber der Statistiken und Diagramme als für Praktiker.

Leider beinhaltet dieser Test nur ein einziges Pad, welches ein Normalsterblicher jemals in die Hände bekommen wird.
Und über die Längzeiteigenschaften, Anwendungshaptik und zu erwartenden Ergebnisse im Praxiseinsatz kann man nur spekulieren.

Verirrt sich doch so mancher auf der Suche nach dem heiligen Gral und wartet insgeheim einfach nur auf den leuchtenden Stern.

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roccale

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89 Kommentare 58 Likes

An 80x80 piece with shipping (yes shipping is not free) costs 54 euros....
I have known that site for years, I have already bought from it in the past, in fact free shipping seemed strange to me.

I recommend again :

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RevAngel

Veteran

126 Kommentare 91 Likes

edit: "kommende Datenbank"
Meine Frage wo die ist erübrigt sich also (noch)

Danke für den Test @Igor Wallossek !

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silenthunter

Mitglied

16 Kommentare 5 Likes

@Igor Wallossek hast du getestet bzw. an alle, gibt es Erfahrungen ob es einen Unterschied macht, wann das Pad durch den Burn-In geht?
Nen Kühler ziehe ich ja zuerst an, dann Burn-In. Sollte man im warmen Zustand noch einmal nachziehen?
Aut der TIMA erfolgt ja zuerst der Burn-In und dann kommt im warmen Zustand der Druck, oder?

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Snarks Domain

Mitglied

25 Kommentare 32 Likes

Caplinq.com is a distributor of Honeywell. They apparently distribute 3 common thicknesses of Honeywell PTM7950, 0.20mm, 0.25mm, and 0.30mm.

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M
Midnight Angel

Mitglied

76 Kommentare 46 Likes

Umm... according to @Igor Wallossek, the PTM7950 is available in 0.25mm, 0.25mm and 0.25mm.

So, unless Igor is mistaken, what are these pads 0.20mm or 0.30mm thick?
Color me confused...

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Snarks Domain

Mitglied

25 Kommentare 32 Likes

I'm only going off of what a Caplinq.com representative told me via email. On their website they only list 0.25mm and 0.20mm

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Case39

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2,572 Kommentare 981 Likes

CB erklärt uns die Welt...😂

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Steffdeff

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859 Kommentare 820 Likes

Aber dieser Mr.Smith hat das ziemlich gut gemacht!👍
Was mir sehr negativ aufgefallen ist das doch einige in dem Forum auf Igor‘s Namen allergisch reagieren, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen seine Arbeit an diesem Thema objektiv zu bewerten,
von wertschätzen ganz zu schweigen.
Aber auch CB profitiert von einer lebendigen Community!
Das wiederum ist doch auch was Schönes!
😃

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D
Daniel#

Veteran

156 Kommentare 42 Likes

Naja die Community hat die Meinung wie von der Redaktion suggeriert bzw. gesteuert. CB steht nicht gerade gut zu igorslab.
Finde den ganzen Kindergarten auch unprofessionell.

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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