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Roundup mit 5 Phasenwechsel-Pads im Test: Honeywell PTM7950, PTM7950SP vs. OEM PCM5000, PCM8500 und Thermalright Heilos

Heute werden wir immerhin fünf unterschiedliche Phasenwechsel-Pads unter die Lupe nehmen und auch in die kommende Datenbank einpflegen. Mit den beiden PCM5000 und PCM8500 teste ich zudem zwei OEM-Pads mit 0.2 mm Stärke, die man auch schon mal frecherweise als Honeywell verkauft (AliExpress, eBay), aber reine OEM-Produkte eines Drittanbieters sind und als solche wiederum legal in vielen gelabelten Produkten stecken. Zum bereits getesteten Honeywell PTM7950 gibt es noch das oder besser die Honeywell PTM7950SP als eine sehr viskose Paste, die ebenfalls als PTM beworben wird. Das Thermalright Heilos vervollständigt das heutige Quintett, denn ein echtes Gelid-Pad mit validierbarer Herkunft war bis zum Stichtag leider nicht aufzutreiben.

Phase Change Material (PCM) oder Phase Transition Material (PTM)?

Phase Change Materials (PCM) sind Materialien, die ihre physikalische Phase (z.B. fest, flüssig, gasförmig) bei einer bestimmten Temperatur ändern können und dabei große Mengen an Wärmeenergie speichern oder freisetzen. Sie werden hauptsächlich zur Temperaturkontrolle und Energiespeicherung verwendet, um z.B. in elektronischen Geräten und Batterien eine Überhitzung zu vermeiden. Während des Phasenübergangs (z.B. von fest zu flüssig) absorbiert oder gibt das PCM eine erhebliche Menge an latenter Wärme ab, ohne dass sich die Temperatur des Materials signifikant ändert. Wer sich noch nichts darunter vorstellen kann, mal was aus der Praxis: Es gibt diese tollen Taschenwärmer, die man im Winder im festen Zustand knicken kann, damit sie dann die vorher beim Erhitzen vom flüssigen in den festen Zustand gespeicherte Energie wieder freigeben. Es ist somit eine Art Latentwärmespeicher. Man liest ab und zu auch fälschlicherweise, dass PCM als Wärmeleitpad besser wäre, weil es zunächst die Wärme speichern und für den Phasenübergang nutzen kann, was aber komplett falsch ist.

Phase Transition Materials (PTM) sind hingegen Materialien, die Phasenübergänge zwischen verschiedenen strukturellen oder elektronischen Zuständen durchlaufen. Der Phasenübergang in PTMs führt zu einer Veränderung der physikalischen oder chemischen Struktur des Materials, was seine Eigenschaften zielgerichtet beeinflusst. Genau das ist es aber, was wir eigentlich als Wärmeleitpad brauchen! Beim PCM finden wir den klassischen Phasenübergang zwischen klassischen Aggregatzuständen (fest, flüssig), bei den PTM den Phasenübergang zwischen verschiedenen strukturellen Zuständen. Oder, um es mal auf den Punkt zu bringen: Das PCM dient der Absorption oder Freisetzung von latenter Wärme, das PTM nutzt die Änderung der physikalischen Eigenschaften ohne signifikante Wärmeaspekte. Also einigen wir uns begrifflich auf PTM, auch wenn manche Anbieter das noch nicht verinnerlicht haben.

Honeywell PTM7950

Mit dem Honeywell PTM7950 Thermopad und Graphen-Pads experimentieren viele Hersteller seit geraumer Zeit auch auf Grafikkarten. Mit gutem Erfolg, wie es vor allem AMD-Boardpartner (und AMD auf dem MBA-Karten) oder MSI beweisen. Paste hin oder her, gerade die Belastung auf Grafikkarten sind für viele normale Pasten auf lange Sicht eine viel zu schwere Bürde. Denn neben den wirkenden Horizontalkräften durch sehr unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten von Chip und Heatsink (deshalb testet man auch z.B. 1000 Zyklen), sind es vor allem die höheren Temperaturen und der direkte Kontakt zum Substrat ohne extra Heatspreader, die hier ins Gewicht fallen. Alterungseffekte wie  Pump-Out, Austrocknen und schlichte, chemische Degradation sind nichts, was heutige GPUs auf längere Zeit wirklich mögen. Neben dem 0,25 mm starken Pad erhält man noch ein paar Klebehilfen für das Applizieren kleinerer Abschnitte, was wirklich hilfreich ist (vor allem die 1 cm x 1 cm auf dem TIMA5 sind sehr fummelig). Das Pad war sauber in einer haltbaren Box verpackt.

Honeywell PTM7950SP

Diese PTM-Paste ist eigentlich ein Zwitter, denn es ist einerseits eine sehr viskose Paste und andererseits besitzt diese die Eigenschaften eines Phase Transition Materials (PTM). Der Vorteil liegt in der etwas besseren Ausfüllung der Unebenheiten und Spalte, wo das nur 0.25 mm dünne Pad bereits versagt, dafür ist aber der Wärmewiderstand etwas höher und man muss wirklich Skills beim Auftragen besitzen. Für den Rest gilt das bereits zum PTM7950 Gesagte. Aber ich bin gespannt, ob es eine praktikable Alternative sein wird.

Interessant ist übrigens hier die Herkunft. Als “Producer” ist eine Shenzhen Esamconn Electronics Co., Ltd. angegeben, die aber aufgrund diverser Recherchen ein reiner Reseller von allem Möglichen ist und selbst nichts herstellt. Also entweder, diese PTM-Paste ist eine extrem gut gelungene Fälschung, oder es wurde das Original abgefüllt und verkauft, wobei ich anhand der gemessenen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung eher auf das Original tippe. Aber egal, es ist auf alle Fälle repräsentativ, aber erwähnen muss ich es natürlich. Das Zubehör sieht zwar mit Spateln, Schraubendrehern und Pinsel sehr umfangreich aus, aber man sollte nicht blenden lassen, denn das alles bekommt man für unter 10 Cent im Einkauf.

Thermalright Heilos

Dieses Pad ist kein Honeywell PTM, sondern irgendein abweichendes OEM-Pad mittlerer Güte. Wir werden noch sehen, dass es tut, was es soll, aber keine Spitzenleistung vollbringen kann. Das liegt an vielen Eigenschaften, was auch aber später noch im Detail zeigen werde. Außerdem will ich mal noch nichts spoilern. Die Pad-Stärke liegt bei 0.2 mm, wobei man schon 175 µm und weniger ansetzen muss, weil sonst nicht genügend Kontakt für einen sauberen Burn-In existiert. Und nein, es ist nicht Helios, wie die Verpackung suggeriert. Schreibfehler oder Marketing-Gag?

PCM5000 OEM und PCM8500 OEM

Diese beiden OEM-Pads werden gern gelabelt und finden in dieser und ähnlicher Form auch von anderen Drittanbietern eine sehr breite Verwendung. PTM ist ja kein Hexenwerk und so steht das sehr günstige, sehr dunkle PCM5000 exemplarisch mit all seinen Schwächen für die billigen Einstiegsvarianten des China-Marktes, während das hellere PCM8500 durchaus überzeugen konnte und dem Honeywell PTM7950 zumindest näher auf die Pelle rücken kann als die drei anderen Produkte. Lasst Euch mal überraschen.
 
PCM5000
PCM8500

Technische Daten

Da es bis auf die Produkte von Honeywell keine Datenblätter gibt, die den Namen auch wirklich verdienen, konzentrieren wir uns besser auf die echten Ergebnisse, die ich aber nicht spoilern möchte, deshalb lasse ich diesen Punkt an dieser Stelle heute einmal weg. Aber es gibt ja gleich die realen Messergebnisse, also immer schön neugierig bleiben und weiterblättern!

Weiterführende Links und Grundlagen

Kommentar

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pinkymee

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88 Kommentare 87 Likes

Danke für die echt spannenden Tests. Erschreckend, was für Blender auf dem Markt für teuer Geld verkauft werden. Gut dass es Dich (Igor) gibt, der nun endlich Klarheit und Transparenz in diesen Teil des Marktes bringt :) (und das vermutlich sehr zum Leidwesen der Anbieter ;) )

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letauch

Mitglied

13 Kommentare 15 Likes

Ahoi,

wo bekommt der geneigte Käufer denn nun mit hoher Sicherheit das Original Honeywell PTM7950

Grüße
letauch

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moritzi

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11 Kommentare 3 Likes

Interessante Tests, bin jedes Mal wieder überrascht was es so alles am Markt gibt (und in welchen Qualitäten).
Bis jetzt läuft noch alles gut und kühl, aber beim nächsten Upgrade bzw. wenn die Temperaturen nicht mehr so passen werde ich mich an den Artikel erinnern und so ein Pad verwenden.

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Igor Wallossek

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10,709 Kommentare 20,231 Likes

Es muss nicht Honeywell sein, es gibt auch Alternativen, und zwar im Original :)
Kannst Dich ja auch für einen Test bewerben, da ist gerade ein Thread online

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DigitalBlizzard

Urgestein

2,962 Kommentare 1,780 Likes

Danke für den aufschlussreichen Test @Igor Wallossek , bin völlig Deiner Meinung was die Anwendung betrifft, DirectToDie auf Grafikkarten oder Notebooks können gute Pads eine sinnvolle Alternative darstellen, auf CPUs performen gute Pasten einfach besser.
Und vor "alternativen Einsatzbedingungen" z.B. als Putty Ersatz würde ich klar abraten.
Gute Puttys sind am Ende auf einfach besser und haben einen deutlich besseren Filler Effekt.
Und der Hinweis auf die Hersteller Originale ist auch wichtig, denn Fakes und Nachahmer sind reichlich unterwegs.
Unsere MorpheX sind z.B. immer originale aus gutem Hause ( Dow Corning Gruppe ) und müssen sich gerade im Usertest beweisen. Was sie gerade auf Notebooks und Grafikkarten mit sehr großem Erfolg und teilweise auch für uns überraschenden Ergebnissen tun.
Du hast sie ja auch selbst da und kannst die Unterschiede sicher selbst besser beurteilen.

Aber Fazit ist, Pad kann, da wo es sinnvoll ist eine gute Langzeitlösung sein, ersetzt aber aus meiner Sicht auf CPUs keinesfalls gute Pasten, in den Temperaturtests real haben die guten Pasten die wir alle mit StenciX testen, die Pads fast immer geschlagen. Ausnahmen bestätigen die Regel .

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eastcoast_pete

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1,783 Kommentare 1,115 Likes

Gibt's scheinbar bei dem Internet Store des wohl bekanntesten Youtuber zum Thema PC (Linus) zu erwerben, allerdings zu einem (IMHO) schon sehr stolzem Preis: https://www.lttstore.com/products/ptm7950-phase-change-thermal-pad?_pos=1&_psq=therm&_ss=e&_v=1.0
Der Hauptvorteil, es (wenn's denn sein muss) hier zu kaufen ist, daß es ziemlich sicher das Honeywell PTM 7950 ist. Aber teuer sind die Pads da, und wie!

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ssj3rd

Veteran

234 Kommentare 163 Likes

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¿∞¡

Veteran

160 Kommentare 40 Likes

Schön und gut solche Tests. Sind sie doch eher was für Liebhaber der Statistiken und Diagramme als für Praktiker.

Leider beinhaltet dieser Test nur ein einziges Pad, welches ein Normalsterblicher jemals in die Hände bekommen wird.
Und über die Längzeiteigenschaften, Anwendungshaptik und zu erwartenden Ergebnisse im Praxiseinsatz kann man nur spekulieren.

Verirrt sich doch so mancher auf der Suche nach dem heiligen Gral und wartet insgeheim einfach nur auf den leuchtenden Stern.

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roccale

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89 Kommentare 58 Likes

An 80x80 piece with shipping (yes shipping is not free) costs 54 euros....
I have known that site for years, I have already bought from it in the past, in fact free shipping seemed strange to me.

I recommend again :

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RevAngel

Veteran

126 Kommentare 91 Likes

edit: "kommende Datenbank"
Meine Frage wo die ist erübrigt sich also (noch)

Danke für den Test @Igor Wallossek !

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silenthunter

Mitglied

16 Kommentare 5 Likes

@Igor Wallossek hast du getestet bzw. an alle, gibt es Erfahrungen ob es einen Unterschied macht, wann das Pad durch den Burn-In geht?
Nen Kühler ziehe ich ja zuerst an, dann Burn-In. Sollte man im warmen Zustand noch einmal nachziehen?
Aut der TIMA erfolgt ja zuerst der Burn-In und dann kommt im warmen Zustand der Druck, oder?

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Snarks Domain

Mitglied

25 Kommentare 32 Likes

Caplinq.com is a distributor of Honeywell. They apparently distribute 3 common thicknesses of Honeywell PTM7950, 0.20mm, 0.25mm, and 0.30mm.

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M
Midnight Angel

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76 Kommentare 46 Likes

Umm... according to @Igor Wallossek, the PTM7950 is available in 0.25mm, 0.25mm and 0.25mm.

So, unless Igor is mistaken, what are these pads 0.20mm or 0.30mm thick?
Color me confused...

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Snarks Domain

Mitglied

25 Kommentare 32 Likes

I'm only going off of what a Caplinq.com representative told me via email. On their website they only list 0.25mm and 0.20mm

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Case39

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2,572 Kommentare 981 Likes

CB erklärt uns die Welt...😂

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Steffdeff

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859 Kommentare 820 Likes

Aber dieser Mr.Smith hat das ziemlich gut gemacht!👍
Was mir sehr negativ aufgefallen ist das doch einige in dem Forum auf Igor‘s Namen allergisch reagieren, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen seine Arbeit an diesem Thema objektiv zu bewerten,
von wertschätzen ganz zu schweigen.
Aber auch CB profitiert von einer lebendigen Community!
Das wiederum ist doch auch was Schönes!
😃

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D
Daniel#

Veteran

156 Kommentare 42 Likes

Naja die Community hat die Meinung wie von der Redaktion suggeriert bzw. gesteuert. CB steht nicht gerade gut zu igorslab.
Finde den ganzen Kindergarten auch unprofessionell.

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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