Adaptive By-Core OC
Wer hätte es gedacht, dass beim Test eines Overclocking-Mainboards die CPU Übertaktungen auf der letzten Seite landen? Das ist aber keinesfalls etwas schlechtes, denn hier macht das Z690 Apex praktisch alles richtig. Egal ob klassischer, statischer oder per-core OC, ob mit statischer oder adaptiver Spannung, ob mit E-Cores oder ohne, oder ob mit erhöhter BCLK oder ohne, alles funktioniert nahezu einwandfrei.
Beispielhaft lasse ich hier mal meine durchschnittliche i9-12900K CPU mit herkömmlicher Wasserkühlung auf 5,2 – 5,6 GHz auf den P-Kernen takten, je nach Auslastung. Dabei wird die Spannung von der internen PCU situationsbedingt angefordert und liegt effektiv bei 1,2 – 1,45 V unter Last. Die Spannungskurve lässt sich über die V/F Punkte mit Offsets einfach aus dem OS-heraus mit der Tool.exe optimieren und auch die Multiplikatoren je nach Auslastung können so on-the-fly verändert werden. Hierfür verwende ich auch nur LLC1, mit 0.6 mOhm AC_LL und 1,75 mOhm DC_LL. Die vollständigen BIOS-Settings gibt es hier noch als kleine BIOS-Tour:
Apropos LLC, hier geht Asus den bewehrten Wert mit ihren 8 Levels und übernimmt auch die tatsächlichen Widerstandswerte von vorherigen Maximus-Generationen größtenteils. Mit maximal 1,75 mOhm LLC lässt sich also auch bei Transienten im Teilllast-Bereich mit minimaler Spannung noch für hohe Stabilität sorgen. Entgegen der Intel Spezifikation, deaktiviert Asus das IA CEP (Intel Architechture Current Excursion Protection) standardmäßig, was für das Undervolting mit adaptiver Spannung ausgeschaltet sein muss. Hier hat man wohl die Nutzer-Frustration über Performance-Drosselung durch IA CEP vorausgesehen und das Feature proaktiv deaktiviert. Zum Vergleich, MSI hält sich beim Unify-X beispielsweise strikt an die Intel Spec, sodass man für einen Adaptive OC selbst IA CEP deaktivieren muss.
Asus geht bei vielen Dingen einen eigenen Weg, abseits der Intel Spezifikation, wie auch bei der Benennung der neuen DDR5-Spannungen. So lässt sich im BIOS des Z690 Apex auch BCLK Adaptive Voltage deaktivieren, ein Mechanismus der PCU, der beim Übertakten mit erhöhter BCLK zu zu viel angeforderter Spannung führt. Erst als ich genau dieses Feature beim vorherigen Review des MSI Z690 Unify-X vermisst hatte, ist mir der Wert von Asus Eigenentwicklungen bewusst geworden. Und genau durch dieses „Thinking outside the box“ kommen dann Features wie das Non-K OC überhaupt erst zustande. So lässt sich meine i3-12100F CPU bei 5,1 GHz auf allen Kernen völlig stabil im Prime95 mit AVX-512 betreiben. Ob man diese Eigeninterpretationen der Intel Spezifikationen wiederum für technisch korrekt hält, muss jeder für sich selbst beantworten.
Zusammenfassung und Fazit
Das Asus ROG Maximus Z690 Apex ist ein Mainboard mit vielen interessanten Facetten und zwei krassen Extremen beim RAM-OC. Während das ältere M0EAY0 Board aus 2021 noch nicht mal ein DDR5-6400 Kit von der QVL im XMP betreiben kann, schafft das neue M0UAY1 Exemplar, welches zudem selektiert wurde, sagenhafte 7000 Mbps stabil. Dass es sich bei ersterem effektiv um einen Defekt handelt, der eine RMA rechtfertigt, haben wir bereits eingangs vorangestellt. Aber eine schlechte Nutzungs-Erfahrung beim potentiellen Käufer bedeutet das aber eben trotzdem.
Interessehalber habe ich auch noch ein weiteres Z690 Apex Mainboard über den normalen Einzelhandel bezogen, denn ich wollte wissen, welchen Batch an Mainboard ein normaler Kunde im März 2022 bekommt. Die ernüchternde Antwort war ein Exemplar mit Teilenummer M0EAY0 aus November 2021 und ebenfalls Problemen mit meinem RAM im XMP. Auch einige Kontakte aus diversen Discord-Servern haben sich vor kurzem nochmal auf das Retail-Lotto um das Z690 Apex eingelassen und leider meistens Boards aus dem M0EAY0 Batch erhalten. Man muss fairerweise auch dazu sagen, dass nicht alle der M0EAY0 Mainboards automatisch die QVL verletzen und somit als RMA-würdig gelten. In diesen älteren Batches sind auch gute Mainboards dabei, nur stehen Nutzer-Meldungen zufolge die Chancen dafür deutlich schlechter als in der M0UAY1 Neuauflage aus diesem Jahr, die es ganz vereinzelt doch schon auch in den Einzelhandel geschafft haben soll.
Für rund 630 Euro bekommt man von Asus in jedem Fall ein Mainboard, dass in Sachen Featureset und CPU-Overclocking so viel bietet wie nahezu keine andere Z690-Plattform. Die riesige Auswahl an BIOS-Optionen und Software-Tools sind für Enthusiasten und Bastler eine echte Wonne und zum Kennenlernen der Alder Lake CPU-Generation mit seinen diversen neuen Eigenheiten optimal. Nur muss ein 2-DIMM Board eben auch RAM-OC gut und verlässlich können, und in jedem Fall besser als eine 4-DIMM Alternative. Damit das Z690 Apex auch das schafft, bedarf es viel Glück beim Kauf oder viel Geduld hinterher, wenn es an die RMA geht, die Asus immerhin problemlos einräumt. Wenn man es dann aber endlich geschafft hat an ein gutes Z690 Apex zu gelangen, will man es sicher nicht mehr hergeben.
Solange Asus die Ursache für die defacto defekten Boards nicht herausfindet bzw. transparent macht, oder die betroffenen Exemplare aus dem Handel zurückruft, bleibt das Maximus Z690 Apex ein teures Overclocking-Glücksspiel. Unlängst gab es ja auch beim Z690 Hero Qualitätsprobleme bei der Fertigung (verkehrt montierter Kondensator) und Nutzer-Berichten zufolge sollen auch die 4-DIMM Maximus Boards unter stark variierender RAM-OC Performance leiden. All dies zusammen deutet darauf hin, dass sich Asus bei der Z690 Generation eventuell zu sehr auf die Feinheiten fokussiert und dabei das Wesentliche aus den Augen verloren hat. Bis auf weiteres sind das aber leider alles nur Mutmaßungen.
Das Mainboard wurde uns freundlicherweise von ASUS unverbindlich und ohne Verpflichtung zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Zudem erfolgte keine Einflussnahme auf die Tests und deren Ergebnisse.
ASUS ROG Maximus Z690 Apex (90MB18I0-M0EAY0)
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