Ich habe mich bisher nicht zu den mittlerweile allgegenwärtigen Untersuchungen und Erklärungen zu den Problemen mit Intels K-CPUs der 13. und 14. Generation geäußert, weil reine Spekulationen nichts bringen außer noch mehr Spekulationen. Da ich zudem bei allen Launch-Reviews und auch im privaten Arbeitsalltag keine speziellen „OC-Features“ bestimmter Mainboardhersteller nutze, sondern die eher konservative Interpretation bevorzuge, bei der die angegebenen Herstellerspezifikationen auch bereits ab Werk eingehalten werden, hatte ich die diskutierten Probleme auch nie. Nur kann man schlecht über etwas schreiben, das man nur vom Hörensagen kennt, einen aber (bisher) selber nicht betrifft.
Wenn dann Mainboardhersteller A oder B unbedingt mit Performance glänzen wollen („Wir haben den Längsten“), dann bitte nicht auf den Schultern gutgläubiger Kunden, die das ganze Gewirr aus Voreinstellungen und Überschreiten von Normen überhaupt nicht durchschauen oder deren Folgen einschätzen können. Dass man jetzt als Mainboardanbieter BIOS-Patches herausbringen muss, die solche viel zu optimistischen Voreinstellungen wieder auf das Spezifikations-konforme Normalmaß heruntersetzen, ist dann auch an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Aber dann ist es für das malträtierte Silizium oft schon zu spät.
Ganz unschuldig ist Intel natürlich nicht, schließlich hat man das ja selbst mit angeschoben. Denn höhere Taktraten können bei stark threadlastigen Arbeitslasten den Strom- und Stromverbrauch über die normalen spezifizierten Grenzwerte hinaus erhöhen. Unter geeigneten Bedingungen will Intel damals festgestellt haben, dass die neuen Prozessoren problemlos bei diesen erhöhten Grenzwerten betrieben werden können. Um dies zu ermöglichen, wurde nach der Einführung der ersten 13. Generation Core-Prozessoren von Intel ein optionales Extreme Power Delivery-Profil eingeführt. Und genau da beginnt die Spirale des energetischen Irrlichterns. Der nachfolgende Text stammt übrigens aus meinem Launchartikel zu Raptor Lake Refresh:
Obwohl die PL1/PL2- und ICCMax-Werte höher sind als in früheren Spezifikation angegeben, liegen sie nun plötzlich wieder innerhalb der Spezifikationen des Prozessors. Mainboardhersteller und Benutzer können diese höheren Leistungs- und Strompegel über das BIOS-Setup und die Voreinstellungen ziemlich ungestraft anpassen. Die folgende Tabelle vergleicht exemplarisch die Leistungs- und Extreme Power Delivery-Profile und bietet Werte, die zur Konfiguration der BIOS-Einstellungen verwendet werden können, um die verschiedenen Power Delivery-Profile zu aktivieren (was auch manuell geht):
Während PL1 und PL2 als gängige BIOS-Parameter bekannt sind, die zur Konfiguration von Stromversorgungsoptionen dienen, sollte ICCMax nicht übersehen werden, da es ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Leistung der CPU haben kann. ICCMax bestimmt den maximalen Strom, den der Prozessor ziehen darf. Unterschiedliche Hersteller verwenden verschiedene Bezeichnungen für ICCMax in ihren BIOS-Einstellungen oder Übertaktungstools. Dieser Wert wird in Ampere (A) gemessen. Um sicherzustellen, dass man ja auch den richtigen BIOS-Parameter für diese Einstellung ändert, empfiehlt es sich, beim Hersteller des Motherboards nachzufragen.
Es gibt leider auch immer wieder Hersteller, die „standardmäßige“ BIOS-Einstellungen für das jeweilige Motherboard anbieten, die die Leistungs- und Stromwerte über die von Intel festgelegten Spezifikationen hinaus erhöhen. Diese Werte garantieren allerdings nicht zwangsläufig die maximale Performance! Die Verwendung der Werte aus dem Extreme Power Delivery-Profil ermöglicht hingegen eine Leistungssteigerung, während die CPU weiterhin innerhalb der spezifizierten Betriebsgrenzen arbeitet.
Intel hat zum Thema ein Statement veröffentlicht, dass ich jetzt einfach unübersetzt in den Raum stelle, damit man sich selbst einen Reim darauf machen kann, wie Intel mit der Problematik umgeht. Im Übrigen bestätigt das auch meine persönliche Einstellung zum Übertakten und „Treten“ von Prozessoren. Ja, kann man machen, aber es ist weder eine kostenlose Dreingabe des Herstellers, noch eine einklagbare Eigenschaft. Dessen muss man sich immer bewusst sein. Es ist immer mit einem Risiko verbunden, dass man dann auch bitte selbst zu tragen hat. Kommen wir nun zum angekündigten Statement von Intel:
13th and 14th Generation K SKU Processor Instability Issue Update
Intel® has observed that this issue may be related to out of specification operating conditions resulting in sustained high voltage and frequency during periods of elevated heat.
Analysis of affected processors shows some parts experience shifts in minimum operating voltages which may be related to operation outside of Intel® specified operating conditions.
- While the root cause has not yet been identified, Intel® has observed the majority of reports of this issue are from users with unlocked/overclock capable motherboards.
- Intel® has observed 600/700 Series chipset boards often set BIOS defaults to disable thermal and power delivery safeguards designed to limit processor exposure to sustained periods of high voltage and frequency, for example:
• Disabling Current Excursion Protection (CEP)
• Enabling the IccMax Unlimited bit
• Disabling Thermal Velocity Boost (TVB) and/or Enhanced Thermal Velocity Boost (eTVB)
• Additional settings which may increase the risk of system instability:
• Disabling C-states
• Using Windows Ultimate Performance mode
• Increasing PL1 and PL2 beyond Intel® recommended limits
Intel® requests system and motherboard manufacturers to provide end users with a default BIOS profile that matches Intel® recommended settings.
- Intel® strongly recommends customer’s default BIOS settings should ensure operation within Intel’s recommended settings.
- In addition, Intel® strongly recommends motherboard manufacturers to implement warnings for end users alerting them to any unlocked or overclocking feature usage.
Intel® is continuing to actively investigate this issue to determine the root cause and will provide additional updates as relevant information becomes available.
Intel® will be publishing a public statement regarding issue status and Intel® recommended BIOS setting recommendations targeted for May 2024.
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